Marktanteile der Privaten Krankenversicherer: Wer legt zu, wer verliert?
Der Wettbewerb in der privaten Krankenversicherung bleibt spannend. Auch 2024 gab es wieder Anbieter, die ihren Anteil am Markt ausbauen konnten – und andere, die zurückgefallen sind. In diesem Beitrag schauen wir uns an, wer zu den Gewinnern gehört und wer eher auf der Verliererseite steht.
Ein bewegter PKV-Markt – aber ohne große Sprünge
Der Markt der privaten Krankenversicherung (PKV) in Deutschland verändert sich weiter, auch wenn die Verschiebungen meist eher klein ausfallen. Der aktuelle map report zur Privaten Krankenversicherung zeigt, wie sich die Marktanteile der Anbieter zuletzt entwickelt haben:
Wer konnte 2024 seine Position stärken – und wer hat an Boden verloren?
Der Wettbewerb wird härter
Der Wettbewerb um neue Kunden bleibt groß – und wird aus mehreren Gründen intensiver. Die Versicherungspflichtgrenze steigt jedes Jahr. Angestellte können erst ab einem immer höheren Einkommen in die PKV wechseln. Das verkleinert den Kreis möglicher Neukunden und erhöht den Druck auf die Unternehmen. Gleichzeitig sorgt die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit dafür, dass viele Selbstständige den Schritt in die PKV scheuen. Auch wenn die Rahmenbedingungen für alle gleich sind, zeigt sich: Manche Versicherer kommen mit dieser Situation besser zurecht als andere. Das führt dazu, dass sich Marktanteile verschieben.
Debeka bleibt der Konkurrenz voraus
An der Spitze ändert sich wenig. Auch 2024 bleibt die Debeka mit einem Marktanteil von 16,24 % klar auf Platz eins. Grundlage dieser Zahl sind die verdienten Bruttobeiträge – also der Beiträge, die einem Jahr tatsächlich zugeordnet werden. Der Wert bezieht sich auf den Gesamtmarkt und umfasst sowohl Vollkosten- als auch Zusatzversicherungen.
Die starke Stellung der Debeka hängt vor allem mit ihrer Position bei den Beamten zusammen. Diese Zielgruppe sorgt seit Jahren für einen stabilen Kundenstamm in der PKV. 2024 konnte die Debeka ihren Marktanteil noch einmal leicht steigern – um 0,83 %.
Die größte Verfolgerin, die DKV, musste dagegen knapp 1 % abgeben und kommt nun auf 10,68 % Marktanteil. Auf Platz drei folgt die Allianz mit 8,56 % und einem moderaten Zuwachs von 0,32 %.
Arag ist die große Gewinnerin 2024
Besonders interessant ist der Blick auf jene Versicherer, die 2024 deutlich zulegen konnten. Hier sticht vor allem die Arag heraus: Mit einem Zuwachs von 13,06 % ist sie die klare Gewinnerin des Jahres. Hinter diesem Wachstum dürften mehrere Faktoren stehen – verstärkte Aktivitäten im Maklermarkt, der Einstieg in das Beamtengeschäft und neue Tarifwerke, die über mehrere Jahre ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis bieten konnten. Insgesamt erreicht die Arag damit einen Marktanteil von 1,48 % und liegt auf Platz 21.
Beachtenswert ist auch die Entwicklung bei der Concordia, die ihren Anteil um 9,32 % steigern konnte. Sie profitiert von einer gezielten Tarifpolitik in der Krankenzusatzversicherung, bleibt mit einem Marktanteil von 0,24 % jedoch unter ferner liefen. Gleiches gilt für die Mecklenburgische als drittstärkste Gewinnerin.
Wer Marktanteile verliert
Längst nicht alle Versicherer können ein Wachstum verbuchen. Die meisten Marktanteile verloren hat die Gothaer mit einem Minus von 1,92 % und einem verbleibenden Marktanteil von 1,95 % (Platz 14). Die Barmenia konnte dagegen mit einem Plus von 1,67 % Boden gutmachen und belegt Platz 6. Die mittlerweile vollzogene Fusion der beiden Unternehmen dürfte in den kommenden Jahren für neue Verschiebungen sorgen.
Ebenfalls deutlich verloren hat die Alte Oldenburger mit einem Minus von 1,71 % (Platz 26). Ihre bilanzielle Stärke als Aushängeschild reichte offenbar nicht aus, um ein ausreichendes Wachstum zu generieren.
Was Marktanteile zeigen – und was nicht
Die Analyse der Marktanteile ist nur eine von vielen Möglichkeiten, die Entwicklung der PKV-Anbieter zu betrachten. Wichtig ist: Marktanteile sagen nicht automatisch etwas über die Qualität der Produkte oder die Leistungsfähigkeit eines Versicherers aus. Auch Anbieter mit sinkendem Marktanteil können bei den Beitragseinnahmen gewachsen sein.
Viele Versicherer streben dennoch einen hohen Marktanteil an – aus nachvollziehbaren Gründen. Fixe Kosten für IT, Verwaltung, Regulatorik und Vertrieb lassen sich auf eine größere Vertragszahl verteilen, was die durchschnittlichen Stückkosten senken kann. Hohe Beitragseinnahmen und ein großer Bestand verbessern zudem die Risikostreuung, erhöhen die Planungssicherheit und erleichtern tendenziell die Erfüllung aufsichtsrechtlicher Anforderungen. Ein hoher Marktanteil kann außerdem die Verhandlungsposition gegenüber Leistungserbringern stärken und die Markenbekanntheit erhöhen.
Gleichzeitig hat ein hoher Marktanteil auch Schattenseiten. Große Bestände führen oft zu historisch gewachsenen Tariflandschaften und komplexen IT-Strukturen. Das macht Modernisierungsvorhaben, Produktbereinigungen und Beitragsanpassungen aufwendiger und teurer.
Ein niedriger Marktanteil kann demgegenüber Vorteile bieten: eine stärkere Fokussierung auf klar definierte Zielgruppen, schlankere Strukturen und eine höhere Anpassungsfähigkeit. Kleinere Anbieter können mit moderner IT und fokussierten Tarifwelten oft schneller neue Konzepte umsetzen oder Nischen bedienen, ohne große Altbestände berücksichtigen zu müssen.
Fazit
Marktanteile liefern interessante Hinweise auf die Wettbewerbsposition der Anbieter, sind aber nur ein Teil des Gesamtbildes. Um die Lage eines PKV-Anbieters wirklich einschätzen zu können, müssen Geschäftsmodell, Kostenstruktur, IT-Landschaft, Tarifwelt und regulatorische Anforderungen gemeinsam betrachtet werden. Der map-report macht diese Zusammenhänge regelmäßig sichtbar.
Zum Hintergrund
Der map-report 940 „Bilanzrating Private Krankenversicherung 2024", erschienen im September 2025, zeigt die wichtigsten Bilanzkennzahlen von 36 Krankenversicherern der vergangenen Jahre sowie weitere Daten zur Ertragslage und zu den Übertragungswerten im Geschäftsjahr 2024.
Eine der untersuchten Kennzahlen ist der Marktanteil, der in diesem Blogbeitrag beschrieben wurde. Im „Bilanzrating Privater Krankenversicherer 2024" wurden uniVersa, LVM, Alte Oldenburger und SIGNAL IDUNA mit der höchsten Bewertungskategorie „mmm+" für hervorragende Leistungen ausgezeichnet. Weitere Informationen dazu gibt es hier: map-report 940: Bilanzrating Private Krankenversicherung 2024
Der map-report kann im PDF-Format kostenpflichtig bestellt werden. Weitere Informationen finden sich hier: map-report | Franke und Bornberg