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Übertragungswerte in der PKV: Welche Versicherer profitieren von wechselwilligen Kunden?

Wer den PKV-Anbieter wechselt, kann einen Teil seiner Alterungsrückstellungen mitnehmen. Die Höhe der mitzunehmenden Rückstellungen bemisst sich am sogenannten Übertragungswert. Wir haben untersucht, welche Bewegungen es am Markt gibt und welche Versicherer von Umdeckungen am meisten profitieren.

Anbieterwechsel sorgen für Bewegung im Markt

Anbieterwechsel sind ein zentraler Motor für Dynamik im Markt der privaten Krankenversicherung (PKV). Und hier bleibt es spannend: Einige Versicherer profitieren seit Jahren von diesen Wechselbewegungen, andere verlieren kontinuierlich. Wir wollten es bei Franke und Bornberg genauer wissen und haben die Daten des aktuellen map-reports zur PKV analysiert.

Bevor wir zu den Zahlen kommen, lohnt sich ein Blick auf den sogenannten Übertragungswert, der eine entscheidende Rolle spielt. Wir erklären kurz, was dahintersteckt und warum er für Versicherte und Anbieter gleichermaßen wichtig ist.

Was es mit Alterungsrückstellungen und Übertragungswerten auf sich hat

Ein Teil der Beiträge in der PKV wird als Alterungsrückstellung angespart, um die voraussichtlich steigenden Krankheitskosten im Alter abzufedern. Damit dieses Kapital bei einem Anbieterwechsel nicht verloren geht, kann nach § 204 VVG ein Teil der Rückstellungen - eben der Übertragungswert - mitgenommen werden.

Das gilt für alle Verträge, die nach dem 01.01.2009 abgeschlossen wurden, und für den Wechsel zu einem anderen privaten Krankenversicherer - also nicht in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Bleibt man beim bisherigen Anbieter und entscheidet sich nur für einen neuen Tarif, bleiben die Rückstellungen vollständig erhalten und werden bei der Ermittlung des Beitrags angerechnet.

Der Übertragungswert wird auf Basis verschiedener Faktoren berechnet: Übertragen wird eine Rückstellung in der Höhe, die sich ergeben hätte, wenn der Versicherte von Beginn an im Basistarif versichert gewesen wäre. Hinzu kommt das angesparte Geld aus dem gesetzlichen Prämienzuschlag von 10 %. Daher spielen das Eintrittsalter bei Vertragsbeginn und die bisherige Vertragslaufzeit eine entscheidende Rolle. Insgesamt ist die Berechnung für den jeweiligen Vertrag komplex. Nur der abgebende Versicherer kann den Wert bestimmen.

Was der Übertragungswert für Versicherte und Versicherer bedeutet

Die Mitnahme der Alterungsrückstellungen wurde als Schutzmechanismus für Versicherte geschaffen. Dennoch sollten PKV-Versicherte vor einem Anbieterwechsel die Höhe des Übertragungswerts genau prüfen. Darüber hinaus sollten folgende Fragen geklärt werden: Bietet der neue Vertrag einen vergleichbaren Leistungsumfang? Bestehen gesundheitliche Risiken, die beim neuen Versicherer zu Risikozuschlägen führen könnten? Was ist mit Wartezeiten und eventuellen Selbstbehalten? Eine gute Beratung ist an dieser Stelle unbedingt anzuraten.

Für die Versicherer können Tarifwechsel zur Belastung werden, wenn sie mehr Rückstellungen an andere Versicherer abgeben müssen, als sie erhalten. Denn mit jedem Abgang fließt Kapital aus der Deckungsrückstellung für das Kollektiv ab. Besonders kritisch wird es, wenn vor allem  gesunde Kunden den Anbieter verlassen und beispielsweise chronisch Erkrankte im Bestand bleiben. Die Folge können steigende Beiträge im Bestand sein.

HanseMerkur und Arag sind die großen Gewinner

Wir haben uns angeschaut, wohin sich diese Übertragungswerte bewegen und welche Anbieter besonders von Wechseln profitieren. Ganz klar zu den Gewinnern zählt die HanseMerkur. Der Krankenversicherer aus Hamburg verzeichnete im Jahr 2024 den mit Abstand größten Nettozufluss: Mit 41,1 Mio. Euro ist das gut das Zweieinhalbfache des Vorjahres. Der Versicherer nahm 54,0 Mio. Euro an Rückstellungen ein und gab 12,9 Mio. Euro ab.

Auch die Arag zählt zu den Profiteuren. Mit einem positiven Saldo von 24,7 Mio. Euro bestätigte sie einmal mehr ihre Position als Schwergewicht bei Umdeckungen. Deutlich dahinter bewegen sich die Continentale (Saldo 3,6 Mio. Euro), die Hallesche (1,8 Mio. Euro) und die Universa (1,6 Mio. Euro).

Wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer

Auf der anderen Seite stehen die Versicherer mit negativem Saldo - also jene Anbieter, die mehr Alterungsrückstellungen an andere abgegeben haben, als sie selbst erhalten konnten. Dies betrifft den Großteil der Versicherer, denn nur elf Anbieter konnten am Ende einen positiven Saldo verzeichnen. Den mit Abstand größten negativen Saldo weisen DKV, Signal Iduna, Generali und Debeka auf.

Wettbewerb um die besten Bestände

Unsere Analyse macht klar: Für einige Versicherer sind Tarif- und Anbieterwechsel ein gutes Zuflussgeschäft, für andere ein Risiko, das ihre Kalkulation belastet. Entscheidend wird sein, wie gut es den Gesellschaften gelingt, preislich attraktiv beziehungsweise beitragsstabil zu bleiben und vor allem Bestände im höheren Leistungssegment zu halten.

Die Zahlen zeigen auch: Der Wettbewerb um gesunde Kunden hat sich verschärft. Versicherer, die mit modernen Tarifwelten und einem ausgewogenen Preis-Leistungs-Verhältnis punkten können, ziehen Neukunden an. Wer hingegen durch Beitragsanpassungen auffällt oder in älteren Tarifgenerationen feststeckt, verliert tendenziell Versicherte - und damit auch Rückstellungen.

Fazit

Die Entwicklung der Übertragungswerte liefert wichtige Hinweise darauf, wie sich der Wettbewerb in der PKV verschiebt. Sie zeigt, welche Anbieter es schaffen, Vertrauen zu gewinnen und Bestände aufzubauen - und welche damit kämpfen, ihre Position zu halten. Für Versicherte bleibt die Botschaft klar: Ein Wechsel kann sich lohnen, sollte aber gut durchdacht sein. Für Versicherer gilt: Wer langfristig erfolgreich sein will, muss nicht nur attraktive Tarife anbieten, sondern auch die Bestände pflegen.

Zum Hintergrund

Der map-report 940 „Bilanzrating Private Krankenversicherung 2024", erschienen im September 2025, zeigt die wichtigsten Bilanzkennzahlen von 36 Krankenversicherern der vergangenen Jahre sowie weitere Daten zur Ertragslage und zu den Übertragungswerten im Geschäftsjahr 2024.

Eine der untersuchten Kennzahlen sind die Übertragungswerte, die in diesem Blogbeitrag beschrieben wurden. Im „Bilanzrating Privater Krankenversicherer 2024" wurden uniVersa, LVM, Alte Oldenburger und SIGNAL IDUNA mit der höchsten Bewertungskategorie „mmm+" für hervorragende Leistungen ausgezeichnet. Weitere Informationen dazu gibt es hier: map-report 940: Bilanzrating Private Krankenversicherung 2024

Der map-report kann im PDF-Format kostenpflichtig bestellt werden. Weitere Informationen finden sich hier: map-report | Franke und Bornberg

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