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Was bedeutet der Rentenfaktor und wie hoch ist er?

Seit 2022 beträgt der Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung nur noch magere 0,25 Prozent. Damit steigt die Prämie für neue Lebens- und Rentenversicherungen. Aber das ist noch nicht alles: Die Senkung des Rechnungszinses schlägt sich auch beim Rentenfaktor nieder. In diesem Blogbeitrag untersuchen wir, wie sich der Rentenfaktor im Vergleich zum Vorjahr entwickelt hat. Zuvor aber schauen wir uns an, was der Rentenfaktor eigentlich bedeutet.

Was ist ein Rentenfaktor?

Ob aktuell, garantiert oder zu Rentenbeginn – der Rentenfaktor spielt beim Vergleich von Versicherungen zur Altersvorsorge eine maßgebliche Rolle. Man braucht ihn für Verträge, zu denen die versicherte Rente erst bei Ablauf der Aufschubfrist ermittelt wird. Das betrifft fondsgebundene Rentenversicherungen (FRV), aber auch Hybridlösungen mit oder ohne Sicherungsfonds.

Einfach gesagt, ist der Rentenfaktor so etwas wie ein Umrechnungsfaktor. Er bestimmt, wie viel Monatsrente aus einem noch nicht feststehenden Kapital zum vorgesehenen Termin gezahlt wird und wird pro 10.000 Euro angegeben. Je niedriger der Rentenfaktor, umso weniger Rentengarantie.

Dazu ein Beispiel: Bei einem Rentenfaktor von 30 erhält man zum vereinbarten Termin aus 100.000 Euro eine lebenslange monatliche Rente von 300 Euro. Liegt der Faktor bei 25, beträgt die Rente nur 250 Euro im Monat.

Der aktuelle Rentenfaktor

Der aktuelle Rentenfaktor wird mit den jeweiligen Rechnungsgrundlagen bei Abschluss ermittelt, also Sterblichkeit bzw. Erlebenswahrscheinlichkeit, Zins und Kosten. Er ist die Antwort auf die Frage: Was wäre, wenn die Rechnungsgrundlagen am Ende der Aufschubfrist dieselben wären wie bei Abschluss der Rentenversicherung?

In den Angeboten der Versicherer liefert der aktuelle Rentenfaktor zwar die Grundlage für die Hochrechnung der späteren Rente, ist jedoch nicht garantiert. Zudem fehlt es häufig an Transparenz. Nicht alle Gesellschaften machen Angaben zum aktuellen Rentenfaktor.

Der garantierte Rentenfaktor

Für den garantierten Rentenfaktor ziehen Versicherer ebenfalls ihre Rechnungsgrundlagen zu Vertragsbeginn heran, nehmen in der Regel aber einen Sicherheitsabschlag vor. Auf diese Weise wollen sie sicherstellen, dass sie ihr Leistungsversprechen möglichst in jedem Fall einhalten können. So beugen sie möglichen Reputationsschäden vor, die auf eine Senkung folgen könnten.

Wenn der garantierte Rentenfaktor auch während der Laufzeit bei Zuzahlung, Beitragsdynamik und einer außerplanmäßigen Beitragserhöhung gilt, gibt dies Versicherten zusätzliche Planungssicherheit. Hier lohnt sich, wie so häufig ein Blick ins Kleingedruckte, also das Bedingungswerk.

Aber Vorsicht: Auch ein garantierter Rentenfaktor ist nicht immer in Stein gemeißelt. Unter Hinweis auf die Treuhänderklausel oder bei drohender Insolvenz kann der Garantiewert mit Zustimmung der BaFin gesenkt werden.

Der hart garantierte Rentenfaktor

Der hart garantierte Rentenfaktor funktioniert wie der garantierte Rentenfaktor mit der Ausnahme, dass der Versicherer auf die Anwendung des § 163 VVG verzichtet. Aktuell bietet nur noch die Alte Leipziger einen hart garantierten Rentenfaktor.

Rentenfaktor als Renditekiller?

Beim Vergleich von Rentenfaktoren ist man versucht, höhere Faktoren positiv zu bewerten, insbesondere dann, wenn es sich um garantierte Werte handelt. Doch hohe Garantien bieten zwar Sicherheit, begrenzen auf der anderen Seite aber die Anlagemöglichkeiten der Gesellschaften. Je mehr Garantie sie versprechen, umso kleiner wird ihr Spielraum für rentable Investitionen. Der Versicherer mit dem höheren Rentenfaktor muss mehr Kapital in niedrigverzinste Anlagen binden, um die Garantien abzusichern. Versicherer mit einem niedrigeren Rentenfaktor können hingegen stärker in chancenreiche Anlagen investieren. Was sie aus dieser Renditechance machen, steht auf einem anderen Blatt.

Übrigens: Wenn Versicherte bei Ablauf vom Kapitalwahlrecht Gebrauch machen und sich gegen eine Rentenzahlung entscheiden, verliert für sie der Rentenfaktor seine Bedeutung.

Wie hat sich der aktuelle Rentenfaktor entwickelt?

Das Analyseteam von Franke und Bornberg hat die Rentenfaktoren 2021 und 2022 mithilfe des Beratungstools fb>xpert verglichen. Tarife, die 2022 nicht mehr im Angebot sind, wurden durch das Folgeprodukt ersetzt. Das Ergebnis der Analyse überrascht nicht wirklich, das Ausmaß aber schon.

Im Vergleich von 2022 zu 2021 ist der aktuelle Rentenfaktor bei fast allen Gesellschaften gesunken. Lag er 2021 im Durchschnitt noch bei 29,09 Euro, beträgt er 2022 nur noch 25,97 Euro – ein Rückgang von 3,12 Euro oder 10,73 Prozent! Bei 100.000 Euro Ausgangskapital fehlen also Monat für Monat 31,20 Euro versicherte Rente. Allerdings liefern nicht alle Unternehmen Werte.

Wer bietet den höchsten aktuellen Rentenfaktor?

An der Spitze gibt es 2022 keine Veränderung. Die Pole-Position besetzt, wie schon ein Jahr zuvor, die Condor Lebensversicherung. Obwohl ihr aktueller Rentenfaktor von 29,83 Euro auf 26,61 Euro zurückgegangen ist, reicht dieser Wert für Condor wieder für Platz eins.

Das andere Ende der Skala besetzt die Bayerische Lebensversicherung mit ihrer nachhaltigen Produktlinie Pangaea Life. Sie bietet einen aktuellen Rentenfaktor von 20,43 Euro und landet damit auf dem letzten Platz. Pangaea Life hat den Rentenfaktor um erstaunliche 5,97 Euro zurückgefahren – ein Rekordminus unter allen Gesellschaften, das sich aber noch relativiert. Dieser Tarif hat andere technische Voraussetzungen in der Berechnung des aktuellen Rentenfaktors als im Vorjahr und ist daher eher mit den anderen Tarifen der Bayerischen gleichzusetzen. 

Die niedrigste Senkung vollzog die Helvetia Lebensversicherung. Hier ging der aktuelle Rentenfaktor nur um 0,11 Euro zurück. Beim Blick auf den Markt wird schnell deutlich: An der Position ändert das nicht viel. Sie rückt einen Platz nach oben und lässt nur die Pangaea der Bayerischen hinter sich.

Und was macht der garantierte Rentenfaktor?

Hier wird es spannend. Während die meisten Gesellschaften ihren garantierten Rentenfaktor senken, marschiert Allianz Leben in die entgegengesetzte Richtung. Allianz erhöht die Garantie spürbar um immerhin 6,29 Euro. Wenn auch auf bescheidenerem Niveau, folgen ihr die Continentale mit 1,37 Euro und die Basler Leben mit 0,87 Euro. Alle anderen Versicherer fahren die Garantien zurück. Die deutlichste Korrektur gibt es bei der Nürnberger Leben. Sie senkt den garantierten Rentenfaktor um 4,19 Euro. Bezogen auf alle untersuchten Tarife  beträgt der mittlere Rückgang 1,04 Euro.

Auf Platz eins kommt die WWK mit 25,93 Euro. Sie hatte bereits 2021 die Spitze markiert – mit damals noch 29,11 Euro. Nur knapp dahinter liegt die Condor Leben. Sie garantiert 25,92 Euro und liegt damit noch nicht einmal drei Prozent ( 0,69 Euro) unter ihrem aktuellen Rentenwert. Bei der Württembergischen Lebensversicherung hingegen beträgt der Spread zwischen aktuellem und garantiertem Rentenfaktor beachtliche 8,72 Euro. Mit einer Garantie von 17,69 Euro belegt die Württembergische den letzten Platz unter allen Gesellschaften. Damit löst sie die Allianz ab, die 2021 nur 14,74 Euro garantiert hatte.

Warum sind die Rentenfaktoren unterschiedlich? Aus welchem Grund erhöht Allianz Leben den garantierten Rentenfaktor so deutlich? Was ist das Besondere an der Produktlinie Pangaea Life der Bayerischen? Und welche Philosophie bestimmt das Handeln einzelner Versicherer? Diese und weitere Fragen behandeln wir im zweiten Teil unserer Untersuchung zu den Rentenfaktoren 2022.

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letzte Aktualisierung 03.02.2022 - 15:58 Uhr

Berechnungsgrundlagen

Vergleich der Rentenfaktoren 2021 und 2022 von Franke und Bornberg

  • Für den aktuellen Rentenfaktor (sofern angegeben) wurden 18 Gesellschaften mit 42 Tarifen berücksichtigt
  • Für den garantierten Rentenfaktor wurden 25 Gesellschaften mit 55 Tarifen berücksichtigt
  • Zu Tarifen, die 2022 nicht mehr angeboten wurden, wurde das Folgeprodukt als Vergleichswert herangezogen
  • Eckdaten: Eintrittsalter 32, Laufzeit 35 Jahre, Einzelvertrag; keine Tarife mit Sammelinkasso oder Rabattierungen aufgrund bestimmter Personenkreise; Rentengarantiezeit 10 Jahre, Wert 2021: Versicherungsbeginn März 2021, Wert 2022: Versicherungsbeginn Februar 2022

Jürgen Thomsen

Jürgen Thomsen
Analyst Altersvorsorge
Franke und Bornberg GmbH

Kommentare

Ihre Ausführungen sind hier nicht ganz korrekt bzw. irreführend.
Sie sagen, nur die Alte Leipziger bietet den Verzicht auf §163 VVG. Das mag für Ihre Auswahl der Überprüften stimmen, ist aber keine Marktgültige Aussage, den die ZURICH bietet diesen Verzicht ebenfalls.
So gesehen, müsste das entweder im Detail korrigiert werden oder die Aussage dahingehend verändert werden, dass die von den überprüften 25 Gesellschaften nur die AL dieses Feature anbietet.

VIelen Dank.

Sehr geehrter Herr Herzfeldt,
vielen Dank für Ihre Anfrage.

Die Grundlage für unsere Analysen sind die rechtsverbindlichen Bedingungstexte der Altersvorsorgeversicherungen und die Angebotsunterlagen zur Ermittlung der Ablaufwerte. Bezogen auf den Bedingungstext verzichtet nur noch die Alte Leipziger auf die Anwendung des §163 VVG in der Rentenversicherung. Bei anderen Versicherern haben wir so einen Verzicht innerhalb der Bedingungstexte nicht mehr gefunden. 

Das VVG gilt als Grundlage für Versicherungsverträge. Deshalb gehen wir davon aus, dass alle Versicherer diesen Paragraphen anwenden können, die nicht explizit auf die Anwendung des §163 VVG verzichten.

Falls Ihnen zu den Rentenversicherungen der Zurich ein Bedingungstext vorliegt in dem auf die Anwendung von §163 verzichtet wird, lassen Sie uns dies gerne wissen. Dann passen wir unsere Bewertung und den Beitrag natürlich entsprechend an.

Herzliche Grüße aus Hannover

Hauke Simonsen

Hauke Simonsen
03.03.2022 - 14:32
Permalink

Die Württembergische hat allerdings auf das garantierte Rentenkapital einen höheren garantierten Rentenfaktor. Und das garantierte Rentenkapital kann man durch einloggen der Garantie (Fix-Plus nennt sich das bei der Württembergischen) ja jederzeit erhöhen, um den höheren garantierten Rentenfaktor zu bekommen.

Sehr geehrter Herr Simonsen,
vielen Dank für Ihre Anfrage.

Sie haben recht, dass die Württembergische bei Produkten mit Garantiekapital einen zweiten und auch höheren garantierten Rentenfaktor ausweist. Da sich dieser aber nur auf das festgelegte Garantiekapital zu Vertragsbeginn auswirkt, sehen wir dies als Regelung für eine garantierte Mindestrente an.

Dieser Rentenfaktor erschien uns für den Vergleich daher unpassend. Eine eventuelle Erhöhung des Garantiekapitals durch die Option „Fix-Plus“ können wir bei unserem Vergleich leider nicht einfließen lassen.

Herzliche Grüße

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