Blog Kategorien

Neu

Schlagworte

Überschüsse in der BU – Kommt die BU in der Realität an?!

Kurz vor Weihnachten haben wir noch unsere lang erwartete Studie zur Überschussbeteiligung in der BU veröffentlicht. Sicher nicht der beste Zeitpunkt, wenn man ein geruhsames Weihnachtsfest vor Augen haben möchte.  Aber wir hatten versprochen, die Studie noch in 2014 zu bringen und daran wollten wir uns halten.

Obwohl die Analyse der Studie viele Jahre in der Vergangenheit umfasst, gab es auch aktuellen Anlass, dem Thema „Stabilität der Überschüsse in der BU“ Gewicht zu verleihen. Denn vor kurzem kündigte ein in den letzten Jahren vertrieblich erfolgreicher Versicherer die Absenkung von Überschussanteilen für ein noch sehr junges BU-Kollektiv an. Das ist ungewöhnlich und lässt weitere vergleichbare Meldungen in den nächsten Jahren erwarten.

Erwartungsgemäß war die Kooperationsbereitschaft vieler Versicherer vor Veröffentlichung der Studie nicht sehr groß. Einige Unternehmen wollten sich gar nicht zu den von uns analysierten Zahlen äußern, andere sogar die Veröffentlichung untersagen. Nach Veröffentlichung ist die Kooperationsbereitschaft jetzt deutlich größer, denn nun sind möglicherweise auch Vertrieb und Marketing der Unternehmen mit im Spiel. Und in der Tat gibt es Sachverhalte zu klären, denn die Geschäftsberichte, aus denen wir das Zahlenmaterial in vielen Monaten Arbeit gewonnen haben, sind nicht als transparent zu bezeichnen. Nicht einmal für geübte Analysten. Wir möchten daher zur Diskussion über eine transparentere Darstellung anregen und dazu  nachfolgend einige Untersuchungsdetails erläutern und einordnen.

Die Studie betrachtet die Stabilität der Überschüsse in der BU und geht der Frage nach, ob bereits in der Vergangenheit bei Bestandstarifen Senkungen von Überschüssen zu verzeichnen waren. Ein Thema , das meistens negiert wird. Vor dem Hintergrund des seit Jahren harten Wettbewerbs in der BU wird eine solche Überprüfung immer wichtiger, denn möglicherweise nehmen manche Versicherer spätere Überschuss-Absenkungen billigend im Kauf, um im Wettbewerb um Neugeschäft mit aggressiven Prämien oder verkürzter Risikoprüfung besser dazustehen. In der Studie untersuchen wir demnach alle Überschussarten. Im Fokus steht dabei eine Senkung der Risikoüberschüsse. Risikoüberschüsse bestimmen den Unterschied zwischen Brutto- und Nettobeitrag (System: Beitragsverrechnung), die Höhe der Gesamtrente in Leistungsfall (System: Bonusrente) oder die Höhe einer Schlusszahlung am Ende der Vertragsdauer (System: Schlussüberschuss).

Das heute übliche Überschusssystem ist die Beitragsverrechnung. Mit einer Absenkung der laufenden Überschussanteile und einer damit einhergehenden Anpassung der Nettoprämie ist bei diesem System eine unmittelbare Auswirkung für den Versicherungskunden in Form einer Erhöhung seines Zahlbeitrags verbunden.

Da diese Thematik eine besondere Aufmerksamkeit genießt, hat sich auch die Berichterstattung über unsere Studie auf die Frage der Stabilität der Nettoprämie fokussiert. Hierbei wurden Versicherer beispielhaft genannt, die in der Studie mit Überschuss-Senkungen aufgeführt sind. Daher stellen wir noch einmal klar, dass wir in der Studie alle Versicherer mit Absenkungen aufgeführt haben und nicht nur solche mit Absenkungen im Bereich der Beitragsverrechnung. Die Studienergebnisse umfassen also auch weitere Überschussarten wie Bonusrenten und Schlussüberschüsse. Und dieses sowohl in der Anwartschaft- als auch in der Rentenbezugsphase, denn allen Senkungen von Überschusssätzen gemein ist die Tatsache, dass Kunden in der Regel unerwartet finanzielle Einbußen in Kauf nehmen müssen.

Da wir unsere Untersuchung breit aufgestellt haben, gehen die in der Studie dargestellten Auffälligkeiten auch auf unterschiedliche Aspekte der Überschussbeteiligung zurück. Nicht jeder Versicherer, den wir herausgestellt haben, hat demnach sinkende Risikoüberschüsse zu verzeichnen und die laufende Überschussbeteiligung im Bestand abgesenkt. Ebenso kommen z.B. Senkungen von Bonusrenten oder Schlussüberschüssen ohne Wirkung auf die Prämie oder andere Veränderungen der Überschusssystematik vor. Wir hätten gerne eine Differenzierung nach Risikoüberschüssen und Zinsüberschüssen vorgenommen. Eine solche Transparenz bieten die Geschäftsberichte aber durchweg nicht.

Daher ist die Quelle der Überschüsse, also Risiko, Kosten oder Zins, im Regelfall aus den Veröffentlichungen der Unternehmen in den Geschäftsberichten nicht klar erkennbar. Für unsere Untersuchung haben wir mehr als 500 Geschäftsberichte durchforstet und zigtausend Datensätze analysiert. Dabei verwendet nahezu jeder der 49 untersuchten Versicherer ein unterschiedliches System der Überschuss­beteiligung und damit auch der Darstellung. Mal Text, mal Tabellen. Mal mehr Erläuterung, mal nur Zahlen. Mal fünf Tarifgenerationen, mal zwanzig. Mal ein Versichertenbestand, mal von verschiedenen fusionierten Unternehmen. Mal eine Differenzierung nach Geschlechtern, mal nach Berufsgruppen, mal nach  Eintrittsaltern oder Eintritts- und Endaltern oder alles zusammen.

Mit dem von uns eingesetzten großen Aufwand der Geschäftsberichts-Analyse ist es gelungen, Veränderungen der Überschusssätze zu selektieren und systematisch zu dokumentieren. Informationen zu Bestandsgrößen, um die Zahl der Betroffenen und damit die Relevanz der Veränderung abschätzen zu können, konnten wir ebenso nicht liefern, wie eine Aufschlüsselung von Überschussquellen nach Herkunft. Ebenso fehlen in den Geschäftsberichten oft Erläuterungen zur  Systematik und Erklärungen von Bezugsgrößen.

Ungeachtet der aus den geschilderten Gründen beeinflussten Aussagekraft unserer Studie oder gerade deswegen, ist das Thema Überschüsse und langfristige Stabilität wichtig und muss verstärkt in den Fokus rücken. Kunden und Vermittler benötigen mehr und verständlichere Informationen zu diesem wichtigen Themenkomplex, denn die Stabilität von Risikoüberschüssen ist eine zentrale Vertrauensfrage.

Der Wunsch unserer Analysten liegt somit auf der Hand: Weniger Komplexität, mehr Transparenz – dann wären viele Diskussionen im Nachgang zur Veröffentlichung der Studie unnötig.

Ungeachtet der Schwierigkeiten werden wir unsere Analysen hierzu fortsetzen und raten Beratern und Vermittlern dringend dazu, die Unverbindlichkeit der Überschüsse und deren möglicherweise temporären Charakter deutlich herauszustellen. Denn die BU wird sukzessive in der Realität ankommen und der Wettbewerb der letzten Jahre wird Spuren bei der Höhe der Überschüsse hinterlassen.

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.

Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.