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Nettoverzinsung – was steckt hinter der Zahl?

Die Nettoverzinsung ist eine zentrale Kennzahl der Lebensversicherer. Sie zeigt, wie viel Ertrag sie aus Kapitalanlagen erwirtschaften – abzüglich Kosten. 2023 lag der Branchendurchschnitt bei 2,4 %. Doch die Werte schwanken, beeinflusst durch Zinsen, Reserven und Sondereffekte.

Wie berechnet sich die Nettoverzinsung?

Die Zeiten, in denen Lebensversicherer eine Nettoverzinsung aus Kapitalanlagen von 7% oder gar 8% erreichten, sind lange vorbei. Im Jahr 2023 lag sie laut map-report marktdurchschnittlich bei 2,4%. Dazwischen liegen zähe Jahre der Niedrigzinsen, alternativen Kapitalanlagen und hohen Einstellungen in die Zinszusatzreserve.

Die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen errechnet sich als Bruttoerträge minus Aufwendungen (Verwaltungskosten, Abschreibungen) für die Kapitalanlagen im Verhältnis zum mittleren Kapitalanlagebestand des jeweiligen Jahres. Sie gehört zu den zentralen Kennzahlen in der Lebensversicherung. Je mehr Erträge, die Versicherer mit den Kundengeldern erwirtschaften, umso mehr kann in die Kundenbeteiligung einfließen.

Wie groß ist die Aussagekraft?

Insofern ist eine hohe Nettoverzinsung erstmal eine gute Nachricht für die Versicherten eines Lebensversicherers. Allerdings kann sie von Jahr zu Jahr stark schwanken. Das hängt auch davon ab, ob ein Versicherer einmalige Effekte - zum Beispiel außergewöhnliche Gewinne aus Verkäufen von Wertpapieren oder Immobilien – zu verzeichnen hatte oder wie sich die Bewertungsreserven entwickelt haben. Stille Reserven können beispielsweise genutzt werden, um die Nettoverzinsung in einem Jahr zu stabilisieren. Deshalb hat der Vergleich mit der Nettoverzinsung innerhalb der Branche über einen längeren Zeitraum mehr Aussagekraft als nur über ein Jahr. Der map-report zu den Bilanzergebnissen der Lebensversicherer betrachtet - sozusagen im großen Vergleich - jeweils die letzten fünf Jahre.

Wie hoch ist die Nettoverzinsung?

Im aktuellen map-report 2023 lag die Nettoverzinsung über die vergangenen fünf Jahre bei 3,15%. BL die Bayerische führt das Ranking mit 4,77% an, gefolgt von Swiss Life und LV 1871. Mit einem Wert von 1,84% befindet sich Credit Life auf dem letzten Platz, was die Nettoverzinsung angeht.  Kurz davor landet die VRK – Versicherer im Raum der Kirchen – mit 2,22%.

Abschließend doch noch ein Blick auf das Jahr 2023. Wie der map-report ermittelt hat, lag die Nettoverzinsung 2022 bei 2,2%. Mit 2,4% im Folgejahr 2023 stieg sie also an. Die Versicherer profitierten von höheren Zinsen und dem Abbau der Zinszusatzreserve.

Die Deutsche Lebensversicherungs-AG, das auf Biometrie spezialisierte Unternehmen der Allianz, erreichte 2023 mit 4,3% die höchste Nettoverzinsung, was auf Veräußerungsgewinne zurückzuführen ist. Nur die ERGO Vorsorge verzeichnete 2023 einen noch höheren Anstieg. Deren Nettoverzinsung erreichte 2023 den Wert von 2,7%, was Platz 11 bedeutet. Die LVM wiederum hatte die stärkste Senkung, gefolgt von BL die Bayerische.

Und das Fazit?

Die Nettoverzinsung gibt einen wichtigen Einblick in die Ertragskraft der Kapitalanlagen von Lebensversicherern – doch sie ist nur ein Teil des Gesamtbildes. Schwankungen durch Einmaleffekte oder Management der Bewertungsreserven machen einen isolierten Jahresvergleich wenig aussagekräftig. Wichtiger ist der langfristige Trend. Zudem gilt, wie so oft: Kunden und Vermittler sollten nicht nur auf einzelne Kennzahlen achten, sondern sich in Kombination mit anderen Kennzahlen ein Gesamtbild von der finanziellen Stabilität eines Versicherers machen.

Zum Hintergrund

Der „map-report 936“, Jahrgang 2024, erschienen im November 2024, zeigt die wichtigsten Daten von 78 Lebensversicherern zum Neugeschäft, Bestand, sowie zur Kosten- und Ertragslage sowie in einer ausführlichen Kennzahlenanalyse die Gewinner und Verlierer des Geschäftsjahres 2023.
Eine der bewerteten Kennzahlen ist die Nettoverzinsung, die diesem Blog beschrieben wurde. Im „Gesamt-Bilanzrating deutscher Lebensversicherer“ wurden die LV 1871, uniVersa und die Allianz Leben für hervorragende Leistungen ausgezeichnet. Weitere Informationen dazu gibt es hier: map-report Nr. 936: Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2023 | Franke und Bornberg

Der map-report kann im pdf-Format kostenpflichtig bestellt werden. Weitere Informationen finden sich hier: map-report | Franke und Bornberg

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