Finanzielle Vorsorge in der PKV: So entwickeln sich die Alterungsrückstellungen
Während die GKV auf das Umlageverfahren setzt, sorgt die PKV mit Alterungsrückstellungen für langfristige Stabilität. Doch wie haben sich diese Rücklagen in den letzten Jahren verändert? Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt eine bemerkenswerte Dynamik.
Wie entwickeln sich die Alterungsrückstellungen?
Im Gegensatz zur Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die auf dem sogenannten Generationenvertrag aufbaut, setzt die Private Krankenversicherung (PKV) auf individuelle Vorsorge durch Rückstellungen. Diese Alterungsrückstellungen dienen dazu, die im Alter typischerweise höheren Gesundheitskosten zu finanzieren und somit die Beiträge für Versicherte über die gesamte Vertragslaufzeit möglichst stabil zu halten.
Die Alterungsrückstellungen haben sich in den vergangenen Jahren dynamisch entwickelt. Ende 2023 beliefen sie sich laut aktuellem map-report auf 327,7 Mrd. Euro – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu knapp 220 Mrd. Euro zehn Jahre zuvor. Auch die vorläufigen Zahlen des PKV-Verbands für 2024 bestätigen diesen Trend: Die Rückstellungen sind weiter auf 341 Mrd. Euro gestiegen.
Nicht nur nach der reinen Größe eines Unternehmens, sondern auch nach der Bestandszusammensetzung variieren diese Rückstellungen in der absoluten Höhe. Insofern können auch Gesellschaften mit höherem Beitragsvolumen mitunter niedrigere Alterungsrückstellungen als kleinere Versicherer ausweisen. Zudem gilt, dass je höher der Kapitalanlagebestand im Verhältnis zur Alterungsrückstellung ist, desto geringer fällt in der Regel die Rechnungszinsanforderung aus. Und damit auch die Höhe der zu erwirtschaftenden Nettorendite, um die Alterungsrückstellungen ausreichend zu verzinsen.
Wann steigen die Alterungsrückstellungen?
Dass die Alterungsrückstellungen in der PKV in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen sind, liegt zusätzlich zum systemimmanenten Aufbau aufgrund des Kapitaldeckungsverfahrens an verschiedenen Faktoren – beispielsweise an der demografischen Entwicklung, da Versicherte älter werden und höhere Gesundheitskosten anfallen, für die vorgesorgt werden muss. Zudem haben niedrige Zinsen über einen erheblichen Zeitraum hinweg dazu geführt, dass Versicherer größere Rückstellungen bilden mussten, um künftige Leistungen abzusichern. Auch steigende Medikamenten- und Behandlungskosten erfordern höhere finanzielle Reserven. Hinzu kommen regelmäßige Beitragsanpassungen verbunden mit den gesetzlichen Vorgaben, die ausreichende Rückstellungen vorschreiben. Ein weiteres Wachstum der PKV-Versichertenzahl im nach Art der Lebensversicherung betriebenen Geschäft trägt ebenfalls dazu bei, dass sich die Gesamtreserve erhöht.
Wachsen die Alterungsrückstellungen bei allen Versicherern an?
Der aktuelle map-report zur Krankenversicherung aus dem Hause Franke und Bornberg hat ergeben, dass die fünf größten Versicherer Ende 2023 auf Alterungsrückstellungen in Höhe von 178,5 Mrd. Euro kommen. Jahr für Jahr sind die Wachstumsraten hier enorm und keine Gesellschaft verzeichnete 2023 im Vergleich zum Vorjahr geringere Werte. Insgesamt sind die Alterungsrückstellungen 2023 um 4,34% auf die schon genannten 327,7 Mrd. Euro angewachsen.
Spitzenreiter mit den höchsten Alterungsrückstellungen ist die Debeka mit einer Reserve von 51,99 Mrd. Euro, gefolgt von der DKV mit 45,78 Mrd. Euro. An dritter Stelle steht die Allianz mit 31,9 Mrd. Euro. Diese drei Versicherer sind auch die größten Anbieter nach Beitragseinnahme und Marktanteil.
Die Mecklenburgische Versicherung als zweitkleinster Anbieter mit Vollversicherungen hat mit 116,9 Mio. Euro die geringsten Rückstellungen, allerdings ist bei ihr der Aufbau im Jahr 2023 prozentual zum Vorjahr mit 14,61% am höchsten. Auch die R+V Versicherung hat ihre Deckungsrückstellungen mit 12,21% kräftig ausgebaut. Die geringste Aufstockung hatte die Landeskrankenhilfe (2,76%) und die Signal Iduna (2,89%).
Was noch?
Mit einer vorausschauenden Kalkulation der Alterungsrückstellungen schaffen PKV-Versicherer eine gewisse Stabilität für die Versicherten. Dennoch lassen sich Beitragsanpassungen nicht vermeiden, wie auch die aktuellen Prämiensteigerungen zeigen. Demografische Entwicklungen, steigende Kosten und veränderte Zinserträge können zusätzlichen Finanzierungsbedarf erzeugen, der sich auf die Beiträge auswirkt. Besonders bei einem Tarifwechsel spielen Alterungsrückstellungen eine entscheidende Rolle, da sie nicht uneingeschränkt mitgenommen werden können. Bei Verträgen ab 2009 ist eine teilweise Übertragung beim Wechsel zu einem anderen Versicherer möglich – grundsätzlich aber gilt: Ein Tarifwechsel sollte auch wegen der Rückstellungen gut durchdacht sein.
Zum Hintergrund
Dieser Beitrag gibt Ihnen einen Überblick über die aktuelle Entwicklung der Alterungsrückstellungen in der PKV. Für weiterführende Informationen empfehlen wir den „map-report 935“.
Der „map-report 935“, Jahrgang 2024, erschienen im September 2024, zeigt die wichtigsten Bilanzkennzahlen von 37 Krankenversicherern der vergangenen Jahre sowie weitere Daten etwa zur Ertragslage und zu Marktanteilen des Geschäftsjahres 2023.
Eine der betrachteten Kennzahlen sind die Alterungsrückstellungen, die in diesem Blog beschrieben wurden.
Im gesamten „Bilanzrating Privater Krankenversicherer“ wurden die LVM, uniVersa, Alte Oldenburger, SIGNAL IDUNA und VHG Provinzial mit der höchsten Bewertungskategorie „mmm+“ für hervorragende Leistungen ausgezeichnet. Weitere Informationen dazu gibt es in dieser Pressemitteilung.
Der map-report kann im pdf-Format kostenpflichtig bestellt werden. Weitere Informationen finden sich hier: map-report | Franke und Bornberg