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Rating Unfallversicherung 2025: Qualität steigt, Intransparenz auch

Franke und Bornberg attestiert Unfalltarifen Fortschritte bei der Qualität. Doch die Tarife sind kompliziert und unübersichtlich. Das könnte sich in Zukunft rächen. 

Hannover, 19. August 2025. Mit einer Schaden-Kostenquote (combined Ratio) von 76 % stabilisiert die Unfallversicherung die Ertragslage im Sach- und Unfallgeschäft schon seit Jahren. Aber wie lange noch? 

Vor einem Jahr hatte Franke und Bornberg das Rating zur privaten Unfallversicherung deutlich gestrafft. Das Ziel: Weniger Komplexität, mehr Überblick. Doch Versicherer sind davon meilenweit entfernt. Sie befeuern Intransparenz – ob beabsichtigt oder nicht – stärker als je zuvor. Schuld daran sind wuchernde Vielfalt und fehlende Standards für das Kleingedruckte. 

„Die GDV-Musterbedingungen für die private Unfallversicherung dienen heute für viele Versicherer bestenfalls als grobes Raster“, erläutert Michael Franke, Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH. Insbesondere durch die vielfältigen Erweiterungen des Unfallbegriffs drifteten die Unfallbedingungen immer weiter auseinander – in der Struktur ebenso wie beim Wording. Identische Sachverhalte würden unterschiedlich benannt, fachlich zusammengehörende Passagen wirkten eher zufällig platziert oder würden thematisch vermischt. So kann sich bspw. der Einschluss von Vergiftungen je nach Anbieter sowohl bei den Erweiterungen des Unfallbegriffs als auch als Ausnahme bei den Ausschlüssen wiederfinden.

Kein Wachstum, alternde Bestände 

„Dieser Flickenteppich macht die Analyse von Unfall-Tarifen extrem aufwändig und zeitintensiv – sogar für unsere versierten Analysten“, so Franke. Das erschwere einen objektiven Vergleich und verwässere den Leistungskern der privaten Unfallversicherung. Das könnte sich in Zukunft rächen. 

Noch zählt der GDV rund 24,8 Millionen private Unfallverträge. Aber das Neugeschäft stagniert seit Jahren und die Versicherten werden immer älter. Jüngere Kunden sind schwer zu erreichen. „Wenn es den Versicherern nicht gelingt, das Profil der Unfallversicherung zu schärfen, wird sie mittelfristig Kunden verlieren.“ Zudem könnten unklare Leistungsbilder Erwartungen wecken, die im Leistungsfall nicht erfüllt werden. Dann drohe ein Imageschaden, so Franke.

Das Unfall-Rating im Detail

Das aktuelle Rating von Franke und Bornberg bewertet 486 Tarife von 93 Gesellschaften in 18 Untersuchungsbereichen mit 62 Detailkriterien. Fast 12 % der Tarife schaffen es 2025 in die absolute Spitze (Note FFF+ hervorragend) – ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr (10 %). Immerhin 25 Versicherer platzieren mindestens einen Tarif in der Spitzengruppe (Vorjahr 16). Mehr als jeder vierte Tarif (26 %) erhält ein „sehr gut“ (FFF). Hier zeigt sich ebenfalls ein moderater Fortschritt. Im Gegenzug schrumpft das untere Feld leicht. Ebenso viele Tarife wie die Spitzenklasse weist das untere Ende der Qualitätsskala auf: 12 % aller Tarife sind 2025 mangelhaft oder ungenügend. 

Daran scheitern schwächere Unfall-Tarife

Der „erweiterte Unfallbegriff“ benennt Ereignisse, die bedingungsgemäß einem Unfall gleichgestellt werden, etwa Schäden durch Infektionen. Weniger gute Tarife scheitern, weil sie in diesen Fällen nicht zahlen. Gibt es kein Geld, wenn der Unfall durch Herzinfarkt, Schlaganfall und Krampfanfälle oder die Einnahme von Medikamenten ausgelöst wurde, schafft es ein Tarif ebenfalls nicht ganz nach oben. Andere Tarife scheitern an einer höheren Bewertung, weil Assistanceleistungen oder die Einmalzahlung bei schweren Verletzungen (Soforthilfe) im Leistungskatalog fehlen. 

So viel kostet guter Unfallschutz 

Leistungsfähige Unfalltarife gibt es schon ab zehn Euro im Monat – allerdings nicht für jeden. Ein guter Unfalltarif mit 100.000 EUR Versicherungssumme und 500% Progression kostet für 30-Jährige mit einem kaufmännischen Beruf jährlich rund 120 bis 200 EUR. Körperlich Tätige müssen tiefer in die Tasche greifen; sie zahlen zwischen 200 und 400 EUR im Jahr. Wichtig: Nicht am falschen Ende sparen. Tarife mit hohen Progressionen, also dem Anstieg der Leistungen bei schweren Unfallfolgen, weisen zwar bei hohen Invaliditätsgraden teils beeindruckende Summen aus, schwächeln jedoch bei weniger gravierenden Unfallfolgen. Eine hohe Grundversicherungssumme ist daher wichtig. 

Nachhaltigkeit neu denken

Zu den bekannteren Features nachhaltiger Unfalltarife zählen – neben ökologisch oder sozial ausgerichteten Investments – erhöhte Invaliditätsleistungen, wenn der Unfall beim ehrenamtlichen Engagement, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Einsatz als Nothelfer passiert. Ansonsten entdecken die Analysten zum Thema Nachhaltigkeit aktuell kaum neue Ideen. Dabei biete gerade die Unfallversicherung einige Hebel, weiß Christian Monke, Leiter Ratings Gesundheit und Private Risiken bei Franke und Bornberg. „Prävention ist immer nachhaltig – auch in der privaten Unfallversicherung. Denkbar sind zum Beispiel Anreize und Tipps zur Unfallprävention oder konkrete Gesundheitsservices, aber auch Unterstützung bei rechtlicher Vorsorge, die nach einem Unfall greift. Dafür müssen Versicherer das Rad nicht neu erfinden: Hier bieten sich Kooperationen mit etablierten Dienstleistern an.“

Fazit und Ausblick

Die Unfallversicherung bleibt unübersichtlich. Komplexe Bedingungswerke und fehlende Standards schwächen ihr Profil. Prägnante und klare Leistungsbilder können helfen, jüngere Zielgruppen besser zu erreichen. Seit dem Relaunch der Ratingkriterien im Jahr 2024 steigt die Tarifqualität moderat. Aktuell bieten immerhin 25 Gesellschaften mindestens einen hervorragenden Tarif. Im Gegenzug werden schlechte Tarife seltener, machen aber immer noch einen nennenswerten Teil des Angebotes aus.

Nachhaltiger Versicherungsschutz ist möglich, aber bislang bleibt das Angebot schmal. Gerade auf dem Feld der Prävention sind neue Ideen gefragt. 

Die aktuellen Bewertungsrichtlinien sowie alle Ergebnisse auf Tarifebene stellt Franke und Bornberg 
auf der Homepage kostenlos bereit.

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